Der siebte Sound Studies Jahrgang gewährte Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche der Auseinandersetzung mit Klang, die sich von theoretischen Arbeiten bis hin zu künstlerischen Projekten und Klanginstallationen erstrecken. Die Arbeiten waren in einer öffentlichen Ausstellung im Kühlhaus am Gleisdreieck zu sehen und zu hören.
Masterpräsentationen: 12. und 13. März 2015, UdK Berlin Jazz-Institut Berlin
Ausstellung: 13. bis 21. März 2015, Kühlhaus am Gleisdreieck
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Die Masterarbeiten
Andrés Torres „Perpetrators and Perpetrated“
Diese Installation arbeitet metaphorisch, hier treffen Ausstellungsbesucher auf das Thema des bewaffneten kolumbianischen Konfliktes, die Opfer von Entführungen sowie das Verschwindenlassen von Menschen in diesem Kontext. Mit Hilfe eines interaktiven, mechanischen Systems verknüpfen sich die Identitäten der Ausstellungsbesucher mit der Identität der Opfer. Klang und Video unterstützen diesen Prozess.
Albrecht Panknin „LOST“
Der/ die BesucherIn schließt sich einem Soundwalk durch einen Park an und wird Teil eines Hörspiels, das von einer verlorenen Seele erzählt, von einem Geist, der zwischen den Welten wandelt.
Dušan Bracic „Walking Down the Repetition“
Den Kern der Installation Walking Down the Repetition bildet die Wiederholung von Klang als strukturierte, klar regulierte Form – der Hörer vernimmt ein stabiles, hermetisches System im Raum.
Durch anschließendes Einsetzen von instabilen Klangelementen und Variationen sowie das Experimentieren mit den psycho- akustischen Fähigkeiten des Wahrnehmenden wird der empirische Prozess des Vorhersagbaren, des behaglichen Zuhörens, hinterfragt. Das Werk bringt den Rezipienten an die Grenze seiner akustischen Komfortzone.
Gregor Pfeffer „Das Auditive in Gruppenprozessen: Ein Weg zur kollektiven Ekstase?“
Inwieweit lassen sich auf auditiver Ebene Strukturen und Muster in den unterschiedlichen Formen von Gruppenprozessen und insbesondere in der speziellen Form der kollektiven Ekstase finden?
Der praktische Teil fußt auf den theoretischen Überlegungen und arbeitet mit dem untersuchten auditiven Material.
Julia Holzberger „Wie klingt Freiheit*“
* so jedenfalls nicht
Die künstlerische Arbeit (Installation) beschäftigt sich mit der Frage ob die Kommunikation von Mensch zu Mensch über Medien unfrei ist.
Denn wenn Menschen frei kommunizieren findet immer mehr statt als die Übertragung von Klangwellen. Komponieren: Freiheit in der Zeit.
Christian Losert „Klangwelle“
Die Installation besteht aus einer akustisch-kinetischen Skulptur, deren schwingende Pendel in ihrer Gesamtheit audiovisuelle Muster erschaffen, die in Kohärenz mit ihrer Umgebung stehen. Der mehrkanalige Lautsprecheraufbau erlaubt die Erzeugung von Klangüberlagerungen, die den Raum akustisch einfärben.
Jasmine Guffond „Anywhere, all the time – a permanent soundtrack to your life“ – Sonification and Surveillance
„Anywhere all the time“ ist eine Android-App, die drahtlose Kommunikation und Überwachungsnetzwerke sonifiziert und einem Phänomen, das üblicherweise jenseits der menschlichen Wahrnehmung stattfindet, eine akustische Präsenz verleiht. Während man sich durch die Stadt bewegt, lässt die Sonifikation dieser allgegenwärtigen Infrastruktur eine kompositorische Landkarte entstehen, auf der sich ephemere Netzwerke innerhalb von öffentlichen Räumen übereinanderschichten. „Anywhere, all the time“ ermöglicht eine Auseinandersetzung mit aktuellen Formen der Überwachung aus der Zuhörerperspektive.
Silje Nes „Morphogenesis – and the emergence of the humanly inaccessible fact“
„Morphogenesis“ ist die Schöpfung eines Organismus, ein Kör- per aus Nichtleben, der sich einen Weg aus dem Chaos schafft. Eine Übung darin, die Perspektive zu verlieren.
Felipe Sanchez „CONVERGENCIA“
Die Erstellung einer interaktiven und kinetischen Klanginstallation. CONVERGENCIA will die komplexe Beziehung zwischen Umgebung und Individuum widerspiegeln, reizen und ans Licht bringen. Der Besucher ist eingeladen, sich mit seiner eigenen Präsenz und dem Einfluss auf seine Umgebung zu beschäftigen, sowie auf einer bestimmten Ebene zu entscheiden, inwiefern er mit der Installation einen Kontakt des „Zusammenlebens“ herstellen kann.
Realisiert in Zusammenarbeit mit Lang AG, kling klang kling und schnellebuntebilder.
Jacob Eriksen „FLUX: KIERKEGAARD, NIETZSCHE, DELEUZE. WIEDERHOLUNG.DENKEN.HÖREN.“
Eine philosophische Wahrnehmungstheorie, die das Phänomen der Wiederholung erörtert. Die reine Wiederholung wird als Paradox betrachtet; denn das, was sich wiederholt, wird immer in relativem Verhältnis zu dem, das wiederholt wird, als etwas Neues wahrgenommen.
Kanari Shirao „on time“
Eine audiovisuelle Darstellung der Zeit. Bei der Installation zeigen die Sekundenzeiger von sechzig Uhren mit unterschiedlichen Tempi und Rhythmen doch immer die richtige Zeit an. Zu jeder vollen Minute sind alle Uhren perfekt synchron.
Ali Najafi „m e t a w o r d“
Mündlich übertragene Signale jenseits der verbalen Kommunikation und deren wahrnehmbare Begegnung mit dem Rauschen.
Johannes Regnier „Control of Sound Spatialization by means of a Multiprotocol Modular Toolbox“
Eine modulare Toolbox wurde entwickelt, mit der in Echtzeit ein objektbasiertes, räumliches Audiomodell gesteuert werden kann. Im Rahmen einer Musikperformance auf einem Wellenfeldsynthese-System wird die Funktionsweise der proto- typischen Implementierung der Software mit einer Hardwareschnittstelle vorgestellt.
In Zusammenarbeit mit IOSONO/ Barco.
Theresa Stroetges „ONE“
Was passiert, wenn du die Kontrolle über deine Sprache ab- gibst? ONE ist eine immersive performed installation, die nach der Bedeutung unserer Stimme bei der Konstruktion von Identität und Individualität fragt. Die Arbeit schafft innerhalb einer öffentlichen Ausstellung einen privaten Erlebnisraum. Eine einzelne Person wird zum Publikum einer individualisierten Liveperfomance, die aus ebenso individuellem Klangmaterial besteht: der eigenen Stimme.
Jessica Ekomane „Unrealities.“
Die Installation bezieht sich auf systematische Erklärungen der Welt, insbesondere die, die aus technologischen und wissenschaftlichen Theorien stammen, welche in unserer heutigen Gesellschaft zu einem Konsens über eine „Formel der Welt“ tendieren.
Dennoch gründen unsere modernen Technologien, vor allem die digitalen, auf einer rationalen und logischen Ideologie. Somit sagt es auch etwas über das Wertesystem der westlichen Gesellschaft aus. Da es scheint, als ob alle Systeme einen „Vertrauensvorschuss“ genießen, erkennt man, dass Realität nicht einförmig ist und wir diese als Material nutzen, um sinnvolle Welten zu gestalten.
Marco Guadamillas Cortés „Deutschrap – Untersuchung von Text und Rhytmus im Deutschrap“
Deutschrap, dessen Texte in Ausdruck und Aussage, Rhythmus und Lautschrift. Das Ziel, ein exemplarisches Deutschrap-Werk in Form einer EP zu produzieren, diente hier gleichzeitig als Vorlage der Textanalyse.
[Fotos: Susanne Baron]