Sound Studies Klangarchiv

Masterstudiengang am UdK Berlin Career College

Clownzeichner

Steffen Martin

 

Steffen Martin - Clownzeichner
Foto: Silvia Keller

 

Der Clownzeichner ist fast ein Ready-made, er besteht aus einem Aktiv-Lautsprecher und drei Filzschreibern, die durch die akustische Energie musikalischer Kompositionen angetrieben werden. Ausgehend von der Idee geschriebener Musik als stiller Augenmusik (Musik für die Augen) erkundete Steffen Martin die Grenzen zwischen den Formen der Wahrnehmung: Was wird dem Klang hinzugefügt, wenn er visualisiert wird, und was wird ihm genommen? Der Clownzeichner schreibt Linien, die sich während des Aufnahmeprozesses kreuzen und gegenseitig überschreiben. Für eine Analyse der Clownschriften sind Konzepte für kontinuierliche Zeitsequenzen und Strukturen daher nicht effektiv. Beim Versuch, diese Schriften zu entziffern, zeigt sich in ihnen eine Vorstellung von der Zeitwahrnehmung, die für Steffen Martin kein reines Vorwärtsschreiten darstellt, sondern einen kontemplativen Prozeß, der in jedem von uns stattfindet. Mit der Änderung des ursprünglichen Namens Klangzeichner in Clownzeichner betont Steffen Martin, dass es sich hier nicht um eine „Übersetzung“ von Klängen handelt. Die anachronistische Idee, akustische Energie zum Zeichnen zu nutzen, erinnert daran, daß ein Klang Dinge bewegen kann. Statt musikalische Kompositionen mit bestimmten Zeichnungen zu verbinden, sollte man sich bei der Rezeption der Clownzeichnungen besser von den eigenen Erwartungen befreien – dies wäre eine gute Aufgabe für einen wirklichen Clown.

The almost ready-made Clownzeichner (Clownscribbler) consists of an active loudspeaker and three felt tip pens driven by the acoustic energy of musical compositions. Starting from the idea of written music as silent Augenmusik (music for the eyes) I began questioning the borders between categories of perception. What is added to sound when it is visualized and what is taken away? The Clownzeichner devices write traced lines that cross and overwrite each other during the recording process. Therefore concepts of continuous time sequences and structures are not appropriate in fully analyzing the Clownscripts. Decoding these scripts reflects a personal understanding of time perception since, in my opinion, it is not a purely straightforward progression. Instead, it can be seen as a contemplative process that takes place within us. The transformation of the original name Klangzeichner (soundscribbler) to Clownzeichner is based on a decision to avoid expectations of a translational process of sound. Using acoustic energy to draw is a simple reminder that sound moves things. So freeing yourself of expectations is more fundamental to the reception of Clownzeichungen than trying to connect musical compositions to specific drawings. In short, an actual clown would do the job.


Foto: Silvia Keller

 

Steffen Martin: Born 1977

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