Sound Studies Lecture am 13. Mai 2013
Eva Pöpplein spricht in ihrer Lecture über ihre musikalische Arbeit mit Field-Recordings im Kontext ihrer elektronischen Musik. Ihr Fokus gilt dabei ihrer aktuellsten Klangkunst-Produktion ROOTLESS, für die das Duo inszenierte Field-Recordings von ukrainischen Volksliedern an Transitorten der globalisierten Welt gemacht hat:
Das Volkslied zelebriert die Verbundenheit von Menschen und Orten mit besonderer Wirkungsmacht. Im Zeitalter der Globalisierung ist die Sehnsucht nach akustischen Wurzeln besonders groß – und sie führt zwischen Musikantenstadl und Weltmusik ins Absurde. „Heimat ist Utopie“, sagt Bernhard Schlink. „Am intensivsten wird sie erlebt, wenn man weg ist und sie einem fehlt; das eigentliche Heimatgefühl ist das Heimweh.“ Das Duo Merzouga lässt alte ukrainische Volkslieder durch den Mund eines modernen Musiknomaden wandern. Sie inszenieren Field-Recordings in Containerhäfen und Güterbahnhöfen. Sie zerlegen die Weise elektronisch in ihre Bestandteile und fügen sie in einem 50-minütigen Bogen neu zusammen. Am Ende steht das Substrat einer Sehnsucht.
Eva Pöpplein studierte Tonmeister bei Prof. Jürg Jecklin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und arbeitet seit ihrem Engagement bei Andres Bosshards Klangturm (EXPO02, 2002) zudem als Computermusikerin. Mit dem E-Bassisten Janko Hanushevsky verbindet sie seit zehn Jahren eine produktive künstlerische Partnerschaft. Die beiden treten konzertant auf und produzieren in ihrem Duo Merzouga radiophone Klangkunst, klangkünstlerische Features und Klanginstallationen. Ein Fokus des Duos ist die Arbeit mit Field-Recordings in konkret musikalischem Kontext. Für den Klangkunstsendeplatz von Deutschlandradio Kultur entstanden die Field-Recording-basierten, elektro-akustischen Kompositionen GOOD MORNING, RICKSHAW (2007), MEKONG MORNING GLORY (2009) und zuletzt ROOTLESS (2012). Seit 2011 veröffentlicht das Duo seine Arbeit auf dem Label GRUENREKORDER. Ihre Rundfunkproduktionen wurden 2011 und 2012 mit dem Prix Maruli_ ausgezeichnet und zu dem prestigereichen n-ost Reportagepreis nominiert, sowie beim artmix-Jeder ist ein Künstler Wettbewerb des Bayerischen Rundfunks präsentiert. Ihre Musik wurde auf mehreren Compilations veröffentlicht, zuletzt auf dem WIRE Tapper (2012) und Noise of Cologne (2013). Im Sommer 2013 erscheint auf GRUENREKORDER die Kompositon 52°NORTH13°EAST-MUSIC FOR WAX-CYLINDERS, die 100 Jahre alte Field-Recordings auf historischen Wachszylindern des Berliner Phonogramm-Archivs in den Kontext zeitgenössischer elektro-akustischer Musik stellt. Eva Pöpplein ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie lebt in Köln.