Sound Studies Lecture am 20. September 2010
Der langjährige Leiter Leiter des ZKM | Instituts für Musik und Akustik (1990-2001) in Karlsruhe berichtet über das neue Experimental Media and Performing Arts Center (EMPAC).
Johannes Goebel ist seit 2002 Gründungsdirektor des EMPAC, Troy, NY [USA] und Professor am Arts Department und in der School of Architecture.
Über das EMPAC – Curtis R.Priem Experimental Media and Performing Arts Center – Ein Zentrum am Übergang zwischen digitalen und wahrnehmbaren Welten
In aller Radikalität wurde seit 2001 am Rensselaer Polytechnic Institute im Staat New York ein Zentrum entwickelt und gebaut, das eine einzigartige Brücke zwischen den Qualitäten der menschlichen Wahrnehmung und dem digitalen Potential der Computertechnologie bietet. Das Zentrum wurde im Herbst 2008 eröffnet. Es ist das größte Projekt, das diese älteste technische Universität der USA jemals realisiert hat. Die Radikalität liegt darin, dass die Maßstäbe für die baulichen und technischen Spezifikationen an den Erfordernissen und Möglichkeiten der menschlichen Sinne ausgerichtet sind. Das Architekten-, Berater und Ingenieursteam war vor ihnen unbekannte Anforderungen gestellt – von der Akustik bis zur extrem flexiblen Integration von Audio, Video, und Theatertechnik.
Die vier großen Aufführungs- und Produktionsräume sind in völlig ebenbürtigem Maße für „Hören, Sehen und Bewegen“ qualifiziert; sie sind also nicht multifunktionale Räume, in denen nichts richtig ist, weil alles irgendwie bedient werden muss. Akustik, Theatertechnik, Bildtechnologie und Audioinfrastruktur sind gleichgewichtig entwickelt worden, mit vielen neuen Herangehensweisen und dann auf dem „letzten“ Stand der Technik implementiert (so ist etwa das Theater ebenso geräuscharm wie der Konzertsaal und man kann keine Surren von Theaterbeleuchtung hören, etc.)
EMPAC umfasst einen Konzertsaal mit 1200 Plätzen, ein Theater, zwei sehr große Studios und mehrere Studios für Gastkünstler und Gastforscher. Künstlerische Produktion und wissenschaftliche Forschung kommen unter einem Dach zusammen. Ein Kuratorenteam für „time-based arts“ entwickelt das Programm mit Gastkünstleraufenthalten, Auftragswerken, Vorstellungen und Ausstellungen. Der Forschungsdirektor wird hoffentlich bald gefunden …
Dieser Bericht stellt in den Mittelpunkt, wie eine „multi-modale“ Produktions- und Forschungsumgebung entwickelt wurde, für die es keine Parallele gibt, weil sie in der Planung und dem gegenwärtigen Programm von der künstlerischen Perspektive ausgeht, die wiederum die wissenschaftliche Forschung ermöglicht (normalerweise läuft das umgekehrt). Und natürlich werden Beispiele aus Produktion und Forschung vorgestellt.
Johannes Goebel ist Direktor des EMPAC und war von Anbeginn an in der Planung, Entwicklung und Realisierung aller Aspekte vom Bau über Technologie bis hin zum Aufbau des Mitarbeiterteams und des Programms voll integriert. Bevor er diese Aufgabe übernahm war er von 1989 bis 2002 am ZKM Karlsruhe.