Sound Studies Klangarchiv

Masterstudiengang am UdK Berlin Career College

„KlangZeitGefühl“

Klanginstallationen von Sound Studies Studierenden beim Kunstfestival 48 Stunden Neukölln

Zeitraum: 27. – 29. Juni 2014 | Ort: Kegelkeller, Passage, Karl-Marx-Straße 131, 12043 Berlin und U-Bahnhof Karl-Marx-Straße

Im Rahmen von Berlins größten Kunstfestival „48 Stunden Neukölln“ präsentierten Studierende unseres Masterstudienganges Klanginstallationen und Videoarbeiten, die mit zeitlichen Prozessen im Medium des Klangs operieren. Die vergehende Zeit, die in unterschiedlichen (Klang-)Materialien erfahrbar wurde, generierte innerhalb der „48 Stunden Neukölln“ verschiedene Klangprozesse. Die vergehende Zeit erzeugt aber auch andere Reaktionen: Sie provoziert Neugier oder Angst, verführt zum Risiko oder zur Courage. Die Ausstellungsbesucher waren eingeladen, die verschiedenen Konstellationen von Klang, Zeit und Gefühl zu erkunden. Darüber hinaus gab es Führungen durch die Ausstellung und Gespräche mit den Künstlerinnen und Künstlern.

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Die Konzeption der Ausstellung entstand im Rahmen eines von Prof. Dr. Sabine Sanio geleiteten Seminars. Konzeption und Realisation der Installationen betreute Prof. Hans Peter Kuhn.
An der Ausstellung beteiligen sich die Sound Studies Studierenden:

Jacob Eriksen „AIONOIA“

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Lukas Grundmann „Jetzt“
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Von zwei Schallplatten erklingt das Wort „Jetzt“, welches in unterschiedlich langen Abständen wiederholt wird. Mal sind beide Aufnahmen gleichzeitig zu hören, mal abwechselnd. Mit jedem Abspielvorgang nimmt das Rauschen der Lackschallplatten zu. Die vergangene Zeit schreibt sich hörbar in das Medium ein und das Rauschen der Vergangenheit erklingt simultan mit dem „Jetzt“ der Gegenwart(en).

 

 

 

Jasmine Guffond „Noise Cancellation Remix“

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Addressing the present moment and the direction of time as it inscribes itself in sound.

5 microphones pick up the sound of 5 art works within the exhibition space. The sound travels along cables to a computer. Analogue space is transformed into numerical space and then reconverted to play back through 5 speakers. Within the exactitude of the digital process incoming signals are inverted, resulting in complete cancellation, silence.

Content has been lifted and peoples‘ art become found objects re contextualized into an immediate present. A repeatedly broken continuum of cancelled and re-inverted signals from the now and then, recombining immediate pasts and rearranging permutations of the moment. A sonic ontology of becoming in which the listener places the sound within a framework of time by choosing when to begin listening, and when to stop.

 

 

Gregor Pfeffer „ZeitKristall“

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„Der Kristall tauscht unaufhörlich die beiden Bilder aus, die ihn konstituieren, das vorübergehende aktuelle Bild der Gegenwart und das sich bewahrende virtuelle Bild der Vergangenheit“ – Gilles Deleuze

Die Arbeit bezieht sich zum einen auf die Zeitmodelle von Bergson und Deleuze, in welchen Vergangenheit und Gegenwart nicht getrennt voneinander stattfinden, sondern in jedem Augenblick koexistieren und zum anderen auf den Keller als speziellen Ort, in dem Erinnerung abgelegt werden. Weiter soll der Fokus auf die Frage, in welchem Verhältnis das „Abgestellte“ zur Welt außerhalb des Keller steht, gelenkt werden.

Die Installation transferiert in abstrakter Weise alles was im Keller abgestellt oder archiviert wird nach draußen, um es modifiziert im gleichen Augenblick wieder in das Archiv aufzunehmen. Diese Endlosschleife lässt sich als stetig aktualisierende Speicherung und aus der Perspektive von Bergson und Deleuze als eine ständige Aktualisierung der Erinnerung interpretieren.

 

Martyna Poznańska „One Day From the Life of a One-Day Fly“

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Johannes Regnier „Video Installation“

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Andrés Torres „Die Klangschatten der romantischen Seele“

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Kann eine Windharfe in der heutigen Zeit die Musik der romantischen Seele hervorrufen? Ist das Abhören dieser Klänge, die Dichter wie Goethe oder Coleridge inspiriert haben, derzeit abhängig von der industriellen Mechanisierung? Kann der Fahrplan einer U-Bahnlinie die Partitur für die romantische Windharfe sein?

Diese Klanginstallation stellt die Frage nach Beziehungen zwischen Zeiten und Instrumenten unterschiedlicher Natur; konfrontiert ein altes Musikinstrument mit einem modernen Verkehrsmittel. Es ist keine romantische, sondern kommerzielle Ironie, wenn der Fahrplan im öffentlichen Raum, nämlich in der U-Bahn Station Karl-Marx-Straße Musik erzeugt.

 

Weitere FotosZur Festival-Website

 

Band „Sound als Zeitmodell: Zeit als Klang denken. Musik, Klangkunst und die französische Zeitphilosophie“

Zusätzlich erschien ein Band, herausgegeben von Prof. Dr. Sabine Sanio, mit künstlerischen und wissenschaftliche Arbeiten zum Thema „Sound als Zeitmodell“, die im Rahmen des Wahlpflichtmoduls „Auditive Kultur: Recherche“ entstanden sind. Neben ausführlichen Werkbeschreibungen der künstlerischen Arbeiten zur Ausstellung „KlangZeitGefühl“ finden sich sieben Essays, die aus der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema hervorgegangen sind.

 

[Fotos: Susanne Baron; Foto „Noise Cancellation Remix“: Jasmine Guffond]

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