AUFHÖRN!
Mit diesem Aufruf verabschiedeten sich 2011 die Absolventen und Absolventinnen des dritten Sound Studies Jahrgangs und forderten Neugierige dazu auf mit ihren Klangwerken in Interaktion zu treten.
Gespannt soll der Betrachter „aufhörn“, wenn sich die polymorphen Variationen der neuen Klangkunst durch die Räume schlängeln. Den Auftakt gab am 16. März 2011 die Aufführung movement#1 in der UdK Berlin. Am 17. und 18. März präsentierten die Absolventen und Absolventinnen ihre Arbeiten im Arsenal – Institut für Film- und Videokunst. Im Anschluss daran erklangen die Exponate in den verschiedenen Ausstellungsräumen. Die filigranen Werke waren im HomeBase in Pankow zu entdecken, den lauten Tönen konnte man in Räumen des Salons – Zur Wilden Renate und des Nahen Ostens in Friedrichshain frönen. Einzelne Arbeiten bespielten ihren ganz eigenen Ort in der Stadt.
Präsentationen: 17. und 18. März im Arsenal – Institut für Film- und Videokunst, Kino 1
Ausstellungen: ab 19. März im HomeBase, Salon – Zur wilden Renate
Zum Programm-Flyer
Ort der Präsentation – Kino Arsenal
Programm:
Anne-Kathrin Pheline Binz aka txoko / TXOKO’s Enhance Your Presence
EYP ist eine Klang-Jacke, die wie ein Instrument von dem Träger oder ihm Begegnenden gespielt werden kann. Nonverbale Interaktion wird so über eine Soundhülle möglich. Mode-Design: Anna Hentschel aka ka:oz; gefördert von der Frauenbeauftragten der UdK, Berlin.
Harald Christ / Prägung – ein perkussiver Werkprozess
Ein Roboter bespielt eine Membran aus räumlicher Distanz, als Teil eines klangbildnerischen Systems in ständiger Wandlung. In Zusammenarbeit mit Sonice Development.
Elen Flügge / Personal Sound Space: aural boundaries, auditory intrusion and sonic propriety.
Anhand der fallbezogenen Diskussion akustisch verletzter Privatsphäre sowie in Anbetracht der vermehrten individuellen Einflußnahme auf den persönlichen Klangraum untersucht Personal Sound Space die Konzeptualisierung menschlichen Verhaltens zu und in ihrer auditiven Umgebung.
Marco Alexander Fox / Musik & Sprache
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Abhandlung über die Substituierung natürlicher Sprachen durch Musikinstrumente. Dies lässt einen Vergleich verschiedener Kulturen zu, die sich solch einer Technik bedienen, wie den westafrikanischen Ethnien der Yoruba, der Wolof sowie afrokubanischer und afrobrasilianischer Kulturen.
Markus Hübner / movement#1
movement#1; ist eine Komposition für 17 MusikerInnen in einem 7-stöckigen Treppenhaus, ist die Vertonung der Studien zur Gruppenentwicklung nach Bruce Tuckman (1965), ist der Versuch einer musikalischen Dramaturgie unabhängig von Noten und Metrum.
Daisuke Ishida / Die Akustische Erforschung des Raums Nr.1
Ein Versuch, die räumliche Wahrnehmung des Zuhörers mit einer modifizierten Bemessung der Raumakustik zu rekonstruieren.
Konrad Kassing / Sound Design beim Film
Sounddesign als gestalterisches Mittel zur Steuerung emotionaler Empfindungen beim Rezipienten. Der Kurzfilm „Bill“ zeigt die Reise eines Geldscheins, der als Bindeglied zwischen verschiedenen Figuren fungiert.
Philip Kullen / Nexus – eine Klanginstallation für Gongs und Lautsprecher
Tamtam Gongs schwingen auf magische Weise wie von selbst. Ungehörte Klänge breiten sich im Raum aus, sie wollen betören… Schwingungen sind spürbar, der Raum verwandelt sich.
Steffen Martin / Klang als Bildsprache
Audiovisuelle Entsprechungen und Dreibeinzeichner. Ein speziell entwickelter Klangzeichner schreibt Sinustöne auf unterschiedliche Oberflächen und ermöglicht so einen individuellen Blick auf die innere Struktur von Schall. Artverwandte Techniken und künstlerische Ansätze aus der Geschichte der visuellen Darstellung von Klang dienen dabei als Referenz.
Marco Montiel-Soto / Strudel between contradiction y confusión
Zwei Personen treffen sich in einem Strudel. Der eine reist von Berlin nach Maracaibo zur Zeit des Ölbooms, der andere reist von Maracaibo nach Berlin in einer ewigen Rückkehr.
Tamer Fahri Özgönenc / Musik für Krypta
Die achteckig angelegte Krypta unter dem Partikasaal der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf dient als überkonfessioneller Andachtsraum. Emil Schults künstlerische Gestaltung dieses sakralen Raums stützt sich auf symbolhaltige Bilder der christlichen Tradition und berücksichtigt dabei ebenso Aspekte der Zahlenmystik. Die musikalische Vertonung der Krypta konzentriert sich auf den meditativen Aspekt in der Musik und die Wechselwirkungen zwischen Religion und Kunst.
Marc Poppcke / The Sound of Visual Arts
Wie klingen Casper David Friedrichs ‚Der Watzmann’ im Gegensatz zu Picassos ‚Großer Liegender Akt’, der ‚Pergamonaltar’ im Gegensatz zu Joseph Beuys ‚Unschlitt’? Eine vorkomponierte Vierkanal-Klanginstallation, die diese an sich stillen, prominenten Werke der bildenden Kunst auditiv erfahrbar macht.
David Rusitschka / Sweetspotting – Raum als Klangkörper
Eine begehbare Lautsprecherinstallation für fünf miteinander verbundene Räume. Die einzelnen Räume werden als Klangkörper für eine ortsspezifische Klanggestaltung genutzt. Das Ergebnis ist eine wechselseitige Beeinflussung von äußeren, physikalischen Bedingungen und klanggestalterischen Vorgängen. Das ästhetische Objekt manifestiert sich erst in der Wahrnehmung der Rezipienten.
Timo Schneider / X MOTIVE
Eine Arbeit über die Entstehung neuer Klangidentitäten durch Sound Design im Film „X-MEN – The Last Stand“. Die auditive Integration eines fiktiv konzipierten X-MEN Charakters namens SonX, bewirkt eine Veränderung im Umgang mit Raum, Zeit und Schall.
Danny Schwohl / „Scardanelli – Ein (Ge-)Hörspiel“
Aus dem Projekt einer rhapsodischen Theateraufführung heraus entwickelte sich dieses Hörspiel. Auf der Grundlage des Stückes „Scardanelli“ von Stephan Hermlin (1971) und verschiedenen Textfragmenten werden Stationen aus dem Leben Hölderlins beleuchtet. Seine innere und äußere Wahrnehmung und Zerrissenheit sind Gegenstand der klanglichen Gestaltung. Neben professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern sind Klientinnen und Klienten einer psychotherapeutischen Einrichtung als Sprecher zum Einsatz gekommen.
Jana Sotzko / Rose hört die Kiste näherkommen.
Was ist zu hören, wenn es nichts zu hören gibt? Der Notbehelf Sprechblase ist nur eine von vielen Strategien der grafischen Literatur, Klang zu visualisieren. Die schriftliche Arbeit bildet den Schwerpunkt und wird ergänzt durch die Vertonung eines Comics von Anke Feuchtenberger.
Alois Späth / Panharmonicon 2
Eine Reminiszenz an den Musikautomaten „Panharmonicon“ des in Regensburg geborenen Erfinders und Instrumentenbauers Johann Nepomuk Mälzel aus dem Jahre 1805, ein Spiel mit den Klängen der historischen Instrumente aus dem Museum der Stadt Regensburg, eine Installation mit Resonanzkörpern von ungewöhnlicher Materialität, eine Reflexion über Möglichkeiten und Grenzen von Klangreproduktion.
Johannes Steininger / Raumakustische Aufenthaltsqualitäten
Ein wesenseigenes Wirkungsfeld eines Milieus, wird durch eine pneumatisch tönende Skulptur extravertiert und geräuschmaskiert. Der physische Schallraum wird atmosphärisch überhöht. Das Endresultat von Ursache und Wirkung einer akustischen Umwelt wird artikuliert und klangplastisch ausgestaltet.
Sebastian Trump / Orphion
Wie klingt ein Touchscreen, wäre er ein Musikinstrument, und wie würde man darauf spielen? Sebastian Trump entwickelt in seiner Masterarbeit mit Orphion ein genuines Multitouchscreen- Instrument. Dabei untersucht er die komplexen Anforderungen an ein Interface, das verschiedene Spielkonzepte bestehender akustischer Instrumente auf ein neues Medium überträgt.
Olga Ulkova / Soul catcher
Die „Falle“ in unserer Welt ist das Bedürfnis, der Umgebung einen Sinn zu geben und sie zu rationalisieren. Gewöhnlich wird die Technologie entwickelt, um etwas Nützliches zu schaffen, das Interface, um Kommunikation zu gewährleisten. Verhält es sich entgegen jedes praktischen Nutzens, entsteht schnell eine absurde Situation. Die Dekonstruktion der praktischen Funktion verwandelt das Interface in ein (absurdes) ästhetisches Objekt. Die Aufforderung an uns ist, zu verstehen, was wir über den Rationalismus hinaus wahrnehmen.
16.00 Uhr Jan Zimmermann / Transcriptions Salon – Zur Wilden Renate
Eine Experimentalstudie zur Erzeugung, Verfremdung und Organisation von Klängen auf Basis der Phonographentechnologie. Sie beginnt mit dem Überspielen einer Schallplatte auf sich selbst. Durch Überlagerung, Verzerrung u. Modulation sowie gezielte technische Fehler werden komplexe musikalische Strukturen erzeugt. Der Klang entsteht mit und durch das Medium, das ihn aufzeichnet.
Veranstaltungsorte und -zeiten:
16. März | 18.00 und 19.00 Uhr
Auftakt: Aufführung movement#1 in der UdK Berlin
17. und 18. März | 10.00 Uhr – 17.00 Uhr
Masterpräsentationen im Arsenal – Institut für Film- und Videokunst, Kino 1
18. März | 19.00 Uhr – 22.00 Uhr
Eröffnung im HomeBase
19. März | 19.00 Uhr – 22.00 Uhr
Eröffnung im Salon – Zur wilden Renate